Ein grauer Tag an der Aare

Früh am Sonntagmorgen habe ich mich aus den Federn gewagt, habe mein Stativ gepackt und die Kamera in der Tasche verstaut. Gerade als sich mein Auto wohlig warm aufgeheizt hat, bin ich bereits am renaturierten Uferbereich der Aare bei Rubigen angekommen. Schon oft bin ich hier vorbei gefahren und mir gedacht, dass man da bestimmt interessante Motive zum Fotografieren finden kann.  Heute will ich das mal ausprobieren.

Es ist kalt, grau und nass. Dazu ist der Himmel blendend weiss ohne jegliche Konturen. Nicht gerade die gewünschten Verhältnisse um Landschaftsfotos zu machen. 

Über den groben Kies stapfend begebe ich mich ans Ufer der Aare und suche nach ersten Motiven. Bald finde ich einen ersten angeschwemmten und ausgewaschenen Wurzelstock. Das wird mein Hintergrund. Ich stelle mein Stativ auf. Die Kamera auf M Modus, wähle ich eine ersten Einstellungen und knipse ein erstes Bild um einen Anhaltspunkt zu meinen Settings zu bekommen. Das Resultat ist ein komplett überbelichtetes weisses Bild. Ich habe mich verschätzt. Der Himmel scheint noch viel heller als ich gedacht habe.  Auch der Bildaufbau überzeugt mich nicht. Ich entschliesse, später wenn sich die Lichtverhältnisse geändert haben nochmals hier hin zurück zu kehren. 

Eine kleine Brücke führt mich über ein breites trockenes Kiesbett. Dahinter erblicke ich hinter Hecken einen ziemlich grossen Teich. Er ist nur schwer zugänglich und einfach durchs Dickicht des Naturschutzgebietes schlagen will ich mich auch nicht. Also laufe also noch ein wenig weiter und sehe plötzlich einen kleinen unscheinbaren Pfad welcher Richtung Teich führt. Ich folge ihm und stehe kurz darauf am Teich. Hohes Gras säumt das Ufer und alte Bäume ragen ins Wasser. Einige sind umgestürzt und liegen unter der Wasseroberfläche. Weiter hinten entdecke ich Enten, Schwäne und andere Vögel. Ich bleibe einen Moment stehen und betrachte die friedliche und ruhige Szene. 

Ich stelle mein Stativ in einem flachen Winkel auf und bringe die Kamera an. Ich wähle eine erste Belichtungseinstellung und schiesse ein erstes Bild. Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Das Menschliche Auge kann einen unglaublich grossen dynamischen Umfang an Farben und Helligkeiten erkennen und verarbeiten. Das kann die Kamera nur limitiert. Ich suche nun nach dem richtigen Bildausschnitt und Einstellung. Dafür muss die Kamera erstmal weg vom Stativ.  

Es gibt Leute die behaupten, dass Landschaftsfotografie prinzipiell immer mit einen Stativ gemacht werde soll. Mit der Kamera in der Hand bin ich aber freier und schneller um verschiedene Winkel auszuprobieren und eine vielversprechende Komposition zu finden. Dann kommt die Kamera zurück auf das Stativ. Die Kameraeinstellungen erlauben es zwar gerade noch freihändig zu fotografieren aber bei meinem bevorzugten Winkel und Standort erscheint es mir praktischer das Stativ und den Schwenkbaren Bildschirm meiner Kamera im LiveView zu benutzen. Ich will ja noch ein Weilchen bleiben und mich nicht bereits nach fünf Minuten ins Wasser legen um durch den optischen Sucher zu fokussieren. 

Den Uferbereich auf der rechten Seite benutze ich als Vordergrund. Er soll das Auge nach oben und in die Mitte zu meinem Hauptsujet lenken. Der schräg wachsende Baum spiegelt sich auf der flachen Wasseroberfläche und bildet so einen ovalen Kreis in der Mitte des Bildes. Die hoch wachsenden Bäume am rechten Bildrand eigenen sich hervorragend um das Foto einzurahmen. Der Himmel ist in der Originalaufnahme zu hell. Deshalb bearbeite ich diesen am PC später und füge etwas Kontrast hinzu und dunkle die ausgebrannten Stellen etwas nach. Hier stösst die Kamera an ihre Grenzen. Da kann der dynamische Umfang des Chips noch so gross sein, ohne Nachbearbeitung, HDR Bilderfolge oder Filter sind die Helligkeitsunterschiede schlicht zu gross. 

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