Der Horizont färbt sich bereits orange als ich um 06:30 Uhr meinen Rucksack schultere und Richtung Gantrisch marschiere. Der wolkenlose Himmel und die Temperaturen um den Gefrierpunkt künden einen weiteren frühlingshaften Tag an. Ich muss mich beeilen wenn ich die gewünschten Lichtverhältnisse noch rechtzeitig vorfinden will.
Da ich das Gebiet nicht kenne, habe ich mich vorgängig im Internet darüber informiert, Parkmöglichkeiten geprüft, Karten studiert und überlegt aus welchem Winkel ich die Bergzüge fotografieren will. Ich habe mich entschieden, Richtung Leiterenpass dem Gantrisch entgegen zu laufe und dann auf erste einfallende Sonnenstrahlen in den Felswänden hoffe.
Nach wenigen Augenblicken öffnet sich bereits der Blick auf die imposanten und schroff aufragenden Berggipfel. Ich will aber noch näher ran und habe ein langes und steiles Stück Weg vor mir. Der Schnee liegt hier noch tief und manchmal sinke ich bis über die Knie ein. Nach etwa einer Stunde habe ich das Plateau, welches ich mir vorgängig gemerkt hatte erreicht. Die Stille, der Schnee und die majestätischen Berge erzeugen eine atemberaubende Atmosphäre. Ich setzte meinen Rucksack ab und will gerade meine Kamera auf das Stativ schrauben als keine zehn Meter vor mir entfernt ein Auerhahn im Schnee landet. Auf meiner Kamera ist ein 11-20mm Weitwinkelobjektiv montiert. Nicht gerade ideal um Wildtiere zu fotografieren. Vorsichtig krame ich in meinem Equipment nach dem 18-200mm Zoom und schaffe es tatsächlich, das Objektiv zu wechseln ohne den Hahn dabei zu erschrecken. Für mehr als ein Paar Schnappschüsse als Beweis reicht es dann aber trotzdem nicht bis sich der Vogel für den Weiterflug entscheidet.
Nach dieser unerwarteten Begegnung wende ich mich wieder dem Gantrisch und damit meinem Hauptobjekt zu. Ich wechsle mehrmals meinen Standort auf der Suche nach einer passenden Bildkomposition. Schliesslich setze ich mich mitten auf einer weiten Wiese in den tiefen Schnee und richte meine Kamera gegen den Berg. Einzelne Bäume, im tiefen Schnee stehend, leiten den Blick vom durch den Schnee dominierten Vordergrund den Felswänden hinauf zum Gipfel. Die Einfachheit der Szene mit dem Berg als dominierendes Objekt und die feinen Details im Mittelgrund vereinen sich zu meinem gesuchten Bild. Die beleuchteten Felspartien erzeugen Dynamik im Bild. Ich bin mit dem Resultat zufrieden, bleibe noch eine Weile sitzen und geniesse die Stille als weit unter mir die ersten Schleifgeräusche von Tourenski zu hören sind. Langsam stapfe ich in meinen Spuren zurück aufs Plateau. Im sanften Morgenlicht setz ich mich auf einen kleinen Fels, giesse etwas Kaffee aus der Thermosflasche in einen Becher und geniesse den Ausblick übers Berner Mittelland bis zum Jura und weit ins Berner Oberland.
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