Schrattenfluh

Die am höchsten Punkt knapp 2100 Meter hohe Schrattenfluh, welche das Mittelland von den Berner Alpen trennt ist von meinem zu Hause aus allgegenwärtig und sobald man ein bisschen in die Höhe steigt gut sichtbar. 

 

Die Karstlandschaft im UNESCO Biosphärenreservat Entlebuch bietet alpine Steinlandschaft und Weiden. Also entschliesse ich, mir das einmal von der Nähe anzusehen und packe Sonntagmorgen früh meinen Fotorucksack und mache mich auf den Weg.

 

Ich entscheide mich die Bergkette von der Seite Sörenberg zu besteigen und nehme deshalb eine stündige Autofahrt auf mich. Kurz nach 07:00 Uhr starte ich meine Wanderung. Das Stativ lasse ich heute im Auto zurück. Es ist bereits recht hell und in Angesicht der 1000 Höhenmeter welche ich vor mir habe spare ich mir das zusätzliche Gewicht. Zuerst geht es zügig über Kieswege, dann über Alpweiden bis das Gebiet plötzlich karger, steiler und steiniger wird und ich bereits mitten auf dem tief eingefurchten Kalkriegel stehe. 

 

Es ist neblig und die Sicht ins Tal durch die Wolken versperrt. Zwar bietet der Kalk mir seiner Sandpapierartigen Oberfläche guten Halt. Da aber alles durch Niederschlag und Nebel feucht ist, die Furchen zum Teil sehr tief und messerscharf erscheinen sowie die einzelnen Tritte manchmal nur Schuhbreit sind, ist Vorsicht beim Gehen geboten. Die Kamera muss ich anfänglich in meinem Rucksack lassen und mich auf den Weg konzentrieren. Ausser mir ist heute keine Menschenseele auf dem Weg. 

 

Sobald das Gelände etwas abflacht, mache ich Rast und kann die ersten Fotos aufnehmen. Zwar ist die Sicht nicht gut aber ich mag Aufnahmen in den Bergen bei stürmischem Wetter. Wolkenbänke ziehen rasch vorbei, Nebelschwaden steigen hoch und manchmal zeigt sich sogar etwas blauer Himmel bevor die nächsten Wolken sich davor schieben. Alles wirkt lebendig und rau. Beim Fotografieren konzentriere ich mich daher eher auf Details und versuche die einmalige Stimmung einzufangen. 

 

Weiter geht es über etwas flachere Schafweiden bevor es gegen Schluss nochmals kräftig ansteigt. Oben auf dem Gipfel des Hengst, welcher der höchste Punkt der Schrattenfluhkette bildet, ist dichter Nebel und ich bin ganz alleine. Immer wieder aber enthüllen die Wolken einzelne Felsspitzen und manchmal sieht man bis runter ins nahe gelegene Tal. Bald gehe ich weiter und wandere dem schmalen Grat entlang dem nächsten Gipfel der Felskette entgegen. Danach entscheide ich mich abzusteigen und kann dabei bei etwas ruhigerem Wetter nochmals einige schöne Fotos der eindrücklichen Landschaft machen. 

 

Nach rund 6 Stunden bin ich wieder zurück bei meinem Wagen. Dieser Ausflug hat sich im Nachhinein eher als Wanderausflug als als Fototour herausgestellt. Zufrieden bin ich trotzdem. Die Natur ist unberechenbar und verlangt beim fotografieren nach Flexibilität. Statt mit bunten Bildern vom Sonnenaufgang mit grünen Weiden und Bergblumen im Vordergrund, kehre ich heute mehrheitlich mit atmosphärischen Detailaufnehmen nach Hause. Ich liebe Fotos auf denen man das Wetter und die Stimmung förmlich spüren kann. Aus meiner Sicht bietet sich dafür Schwarz-Weiss hervorragen an.

 

Trotzdem werde ich aber irgendwann auf die Schrattenfluh zurückkehren und dann das wunderbare Panorama von den Alpen, übers Mittelland bis an die Jurakette in Farbe fotografieren.

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