Seebergsee

Da die Tage nun wieder länger werden und die Sonne schon früh am Himmel aufsteigt, habe ich mich heute für einen Ort zum Fotografieren entschieden, zu welchem ich nicht allzu lange marschieren muss. Ich will das erste Licht erwischen, ohne mitten in der Nacht aufstehen zu müssen.

 

Es dämmert bereits als ich mich vom Parkplatz Richtung Seebergsee aufmache. Mucksmäuschenstill ist es hier oben. Die Alpen sind noch nicht bewirtet und das Vieh noch im Tal. Überall spriessen die prächtigsten Frühlingsblumen. Reste vom Schnee liegen in den Senkungen und säumen meinen Weg bergauf. Dichte Nebelschwaden ziehen schnell den umliegenden Gipfeln hoch. Wie aus dem nichts taucht plötzlich hinter einer Kuppe bereits der See auf. Der Nebel ist so dicht, dass ich zeitweise nicht einmal das gegenüberliegende Ufer des nur 6ha grossen Seeleins sehen kann. Ich verschaffe mir, soweit ich sehen kann, erstmal einen Überblick und laufe dem Ufer entlang auf der Such nach einer geeigneten Bildkomposition. Gemäss meiner App sollte in bereits zehn Minuten die Sonne aufgehen. Davon ist aber momentan nicht viel zu merken. Hoffnung gibt mir aber letztlich der recht zügige Wind und ich hoffe, dass dieser zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen die Wolken- und Nebeldecke vertreibt.

 

Inzwischen erkunde ich das Ufer weiter und entdecke den einten oder anderen interessanten Fleck. Auf diese hätte ich bei strahlendem Sonnenschein wohl weniger geachtet. Also das beste aus der Situation machen und die ersten Bilder schiessen. Nahe dem Ufer ragen einige Steine aus dem See welche mich interessieren. Das Wasser und der Nebel verschmelzen am nahen Horizont und geben den Bildern einen Minimalistischen Look. Mir gefällt das ganz gut, aber eigentlich bin ich auf der Suche nach etwas anderem. Ich wechsel also meinen Standort nochmals, habe jetzt theoretisch die Sonne im Rücken und blicke auf den See. Das Stativ steht, die Kamera ist ausgerichtet und die Komposition steht. Nur das Licht fehlt noch. So sitze ich also da und warte auf bessere Zeiten. Tatsächlich lichtet sich kurz darauf die Wolkendecke gerade so viel, dass ein wenig Licht durchdringt und die Nebelschwaden für einen kurzen Augenblick zum Verschwinden bringt. Schnell drücke ich den Auslöser und passen die Kameraeinstellungen den neuen Verhältnissen an. Im Vordergrund stehen halb aus dem Wasser regende Steine, welche den Blick zu einer kleinen Halbinsel leiten und dann weiter in den Hintergrund, welcher von Nebelschwaden und dem einfallenden Licht dominiert wird. Im Moment des Abdrückens bin ich mit meinem Bild sehr zufrieden.

 

Später zuhause am PC werde ich bemerken, dass meinem Foto etwas fehlt. Es wirkt irgendwie ein wenig langweilig. Ich habe kein eigentliches Objekt in meiner Komposition. Nichts ist da was wirklich die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht. Die Szene ist schön und das Licht wunderbar aber beim Betrachten des Bildes weiss man nicht wo hinschauen. Das Auge kann nirgends ruhen und sucht den Punkt zum Verweilen, der leider nicht da ist. Ich habe es wieder einmal bestätiget bekommen. Eine tolle Landschaft ergibt nicht automatische auch ein tolles Bild. 

 

Minuten später ist die gesamte Landschaft wieder in grau gehüllt. Ich entschliesse mich etwas den angrenzenden Hügel Richtung Grat hoch zu steigen. Was Wetter wird nicht besser und obwohl schon Mitte Mai, fehlt nicht viel bis Schneeflocken fallen. Ausserdem stürmt es hier oben richtig stark. Das bringt mich auf die Idee einmal die Time-laps-Funktionen meiner Kamera auszuprobieren. An einer etwas windgeschützten Stelle richte ich meine Kamera gegen den im Nebel verschwindenden See. Für die nächsten 20 Minuten schiesst meine Kamera nun alle vier Sekunden ein Bild. Es werden lange 20 Minuten. Das nächste Mal, wenn ich mich in Time-laps probiere nehme ich eine zweite Kamera mit, damit ich, währenddessen die eine kontinuierlich Bilder macht, andere Dinge fotografieren kann. Auch die Drohne konnte ich wegen des starken Windes nicht steigen lassen und so warte ich ewige 20 Minuten in der Kälte, um schlussendlich eine 10 Sekunden Videosequenz zu erhalten. Sieht dann schon klasse aus. Aber mein nächster Versuch plane ich besser. 

 

Nun im Tageslicht, entdecke ich beim Heimkehren noch viele Interessante Objekte und Orte neben der Strasse. Alpen, Weiden, Bäche, mit dickem Moos bewachsene Bäume und schroffe Felswände. Im Kopf plane ich schon meinen nächsten Ausflug. Aber jetzt geht erstmal nach Hause zur Bearbeitung meiner Bilder. 

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